Franciacorta - Italiens prickelnder Geheimtipp
Franciacorta - die "fränkische Festung" - liegt in den hügeligen Ausläufern der norditalienischen Alpen. Die fruchtbaren Böden im malerischen Hinterland des Iseosees und das milde, angenehme Klima bieten ausgezeichnete Grundlagen für den Weinbau. Bereits Plinius der Ältere und Vergil wussten auf die lombardischen Weine der Franciacorta ein Loblied zu singen. Es sollte jedoch noch mehrere Jahrhunderte dauern, bis die edlen Tropfen der Franciacorta es auch zu internationaler Anerkennung brachten. 1961 produzierte der Önologe und Weinkritiker Franco Ziliani den ersten "Pinot di Franciacorta" für das Weingut Berlucchi. Dabei bediente sich Ziliani der "Metodo classico", der klassischen Flaschengärung, wie sie bei der Herstellung von Champagner verwendet wird. 1967 erhielt die Franciacorta die begehrte Auszeichnung "DOPG", die nur an Weine der höchsten Qualitätsstufe vergeben wird. Die Franciacorta und ihre delikaten, spritzigen Schaumweine gelten immer noch als Geheimtipp. Um die wunderschöne Region auch touristisch auszubauen, wurde 2000 die "Strada del vino Franciacorta" ins Leben gerufen. Die 80 Kilometer lange Weinstrasse, die sich von Brescia im Süden bis zum Ufer des idyllischen Iseosees im Norden schlängelt und mehr als 100 Weingüter umfasst. Die grüne Hügellandschaft ist von zahlreichen Burgen und Schlössern geprägt, die wie märchenhafte Festungen über den Tälern thronen. Das Juwel der Franciacorta ist der tiefblaue Iseosee mit dem zauberhaften Monte Isola, dem größten bewohnten Inselberg Europas. Überall locken Weingüter, wo die wunderbaren regionalen Weine verkostet werden können.
Zitrusfrüchte, Honig und Sonne
Die Weine der Franciacorta werden aus den Rebsorten Chardonnay, Pinot noir und Pinot blanc hergestellt, für die zweite Gärung, die sogenannte Tirage, werden Zucker und Hefe hinzugefügt. Auf speziellen Rüttelpulten werden die Flaschen täglich um eine Achteldrehung gewendet. Ein echter Franciacorta muss mindestens 18 Monate lang reifen: Die Hefe verwandelt den Zucker in Kohlendioxid, das für die blubbernden Bläschen verantwortlich ist. Beim Millesimato beträgt die Reifezeit 30 Monate, beim Riserva sogar ganze 60 Monate. Bevor der Wein verkaufsfertig ist, muss ihm die Hefe entzogen werden. Das verloren gegangene Volumen wird durch die Dosage, eine Mischung aus Wein und Rohrzucker, ersetzt. Die genaue Zusammensetzung der Dosage ist ein streng gehütetes Geheimnis, denn sie ist es, was dem Wein seine einzigartige Geschmacksrichtung und seine prägende Note verleiht. Zitrusfrüchte, Honig, Apfel, Pfirsich und sogar mediterrane Kräuter gehören zu den vielfältigen Aromen, die sich in einem guten Franciacorta verbergen. Ein besonderer Genuss ist der Satèn, der durch seine feine Perlage und seinen dezenten Duft nach Nougat und frischen Früchten überzeugt. Die Geschmacksrichtungen des Franciacorta reichen vom trockenen Dosage Zéro bis zum süssen Demi-Sec.
Kulinarische Höhenflüge
Passend zu ihren eleganten und charaktervollen Weinen kann die Franciacorta auch mit exquisiten Speisen aufwarten. Käsefreunde probieren den Bagòss di Bagolino oder den cremigen Robiola Bresciana, der förmlich auf der Zunge zergeht. Zu beliebten Fischgerichten wie Missoltini- gesalzene Maifische mit Olivenöl und Petersilie - passt ein trockener Satèn. Zu den herzhaften Casoncelli, länglichen Teigtaschen mit einer Füllung aus Spinat, Brotkrümeln, Rindfleisch und Amaretti, ist ein trockener Franciacorta anzuraten. Ein Demisec entfaltet seine Aromen am besten in Kombination mit einer der himmlischen Nachspeisen der Region.